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Perfektionisten

Perfektion - das Paradoxum

Das haben bestimmt die meisten Menschen schon einmal erlebt: Man hat eine Aufgabe erfüllt und wird dafür gelobt, alle sind zufrieden. Alle - außer man selbst, denn im Inneren spürt man, dass man mit etwas mehr Einsatz ein noch besseres Ergebnis hätte erzielen können. Anstatt 100 Prozent hat man eben doch nur 90 Prozent erreicht. Perfektionisten streben stets danach, alles ganz besonders gründlich zu erledigen, am liebsten möchten sie immer möglichst 120 Prozent des Möglichen erreichen. Ein wenig Perfektionismus steckt wohl in jedem von uns, doch geben wir uns in den allermeisten Fällen mit einem nicht absolut perfekten Ergebnis zufrieden. Und in den allermeisten Situationen sind 90 Prozent auch vollkommen ausreichend.

Perfektionisten unterstellen eine zu erledigende Aufgabe zunächst einer umfassenden Analyse, um mögliche Fehlerquellen möglichst von vorneherein auszuschließen. Dies kann dazu führen, dass der eigentliche Arbeitsbeginn immer wieder herausgeschoben wird. Doch auch während der Arbeit und selbst nach deren Erledigung wird die Fehlersuche fortgesetzt. Und da wir nun einmal Menschen und keine Maschinen sind, lässt sich bei allen Arbeitsresultaten etwas entdecken, was man noch mehr hätte optimieren können. Aus diesem Grunde können Perfektionisten ihre Erfolge auch nicht richtig genießen.

Wer ständig nach Perfektion strebt, hat häufig in der Kindheit die Erfahrung gemacht, dass Zuneigung und Anerkennung davon abhängen, perfekt zu sein. Auch als Erwachsene haben sie darum das Gefühl der Unzulänglichkeit, wenn sie diesem Anspruch nicht gerecht werden, dabei ist dessen Erfüllung in der Realität so gut wie unmöglich. Perfektionisten machen sich selbst, aber unter Umständen auch ihren Mitmenschen das Leben schwer. Oft hängt nicht nur das eigene Selbstwertgefühl von der Fähigkeit, alles perfekt zu machen ab. Als Vorgesetzte oder Kollegen haben sie denselben Anspruch auch an ihre Mitarbeiter, so dass Spannungen vorprogrammiert sind. Weil die Anerkennung, von der die Betroffenen in hohem Maße abhängig sind, so stark mit dem Anspruch der Perfektion verbunden ist, sind ein hoher Erfolgsdruck und Versagensängste die Folge.