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GELENKE

Bruch des Sprunggelenks - Weber B Fraktur - ein Erlebnisbericht

Am 1. Mai habe ich mir das Sprunggelenk gebrochen. Es ist ganz unspektakulär passiert: ich bin auf einem Feldweg gelaufen und aus Versehen in eine Kuhle getreten, die ein Hund ausgebuddelt hatte. Diese Kuhle war recht tief, so dass ich stolperte und dann fiel. Während des Fallens hatte sich der Fuß verdreht. Das laute Schnalzen der Bänder war nicht zu überhören. Mir war sofort bewusst, dass das keine harmlose Verletzung war. Ich bin aber direkt wieder aufgestanden, habe mich geschüttelt - der Fuß schmerzte. Ich vermutete die Bänder seien gezerrt, wenn nicht sogar gerissen. Also bin ich auf dem schnellsten Weg nach Hause gehumpelt. Zu Hause angekommen war der Schmerz so gleißend, dass ich mich sofort hinlegte. Klassisch: den Fuß hochlegen und sofort kühlen.

An dieser Stelle möchte ich hinzufügen dass man bei einem derartigen Unfall möglichst unmittelbar ins Krankenhaus fahren sollte, denn nur wenn man dort sofort hingeht, kann das Bein auch direkt operiert werden. Eine OP ist nur in den ersten Stunden direkt nach dem Unfall möglich. Danach ist die Schwellung zu stark und man muss erst abwarten bis der Fuß wieder abgeschwollen ist. Erst dann kann wieder operiert werden.

Ich bin jedoch nicht ins Krankenhaus, weil ich meinte, es sei nichts gebrochen. Außerdem war Feiertag. Mein Plan war am nächsten Tag den Arzt aufzusuchen, falls es sich nicht von alleine bessern würde. Nun, es ist nicht besser geworden, im Gegenteil. Der Fuß war am nächsten Tag furchtbar dick angeschwollen und grün und blau, voller Blutergüsse. Also ging's direkt zum Orthopäden. Dort war man nicht auf Notfälle eingestellt und ich hatte zunächst Glück, dass man mich trotz starker Schmerzen nicht abgewiesen hatte.

Nachdem ich kurz schilderte wie der Unfall abgelaufen war, untersuchte die Ärztin meinen Fuß und veranlasst das Röntgen des selbigen. Als das Röntgenbild vorlag, attestierte die Ärztin, es sei eine Weber C Fraktur, also eine Sprunggelenksverletzung konkret der Bruch des Sprunggelenks. Ich müsse operiert werden. Man könne mich jedoch nicht gleich operieren, weil die Schwellung zu stark sei. Ich müsste eine Woche abwarten bis die Schwellung zurückgegangen sei und dann werde das Gelenk operiert. Sie könnte das dann leider nicht vornehmen, denn sie sei zu diesem Zeitpunkt schon im Urlaub. Ich möge mich stattdessen doch bitte noch heute im Krankenhaus vorstellen. Zum Ruhigstellen des Fußes zog man mir einen VACOPED Schuh über. Dann wurden mir die Krücken in die Hand gedrückt, Schmerzmittel verschrieben und die Überweisung fürs Krankenhaus ausgehändigt.

Das Ganze war erst mal ein gehöriger Schock. Immerhin der VACOPED Schuh gab mir ein wenig körperliche Sicherheit.

Also, ging es ins Krankenhaus um dort vorzusprechen, wie denn der weitere Ablauf sei. Dort bestätigte man mir, dass eine Operation derzeit nicht möglich sei, weil der Fuß so sehr geschwollen sei, sodass man bei einer Operation die Haut nicht mehr über das Gelenk gespannt bekomme. Also muss erst das Gelenk abschwellen so circa eine Woche und dann kann man operieren. Das Krankenhaus wollte eigene Röntgenaufnahmen machen, deshalb sollte ich in zwei Tage noch mal wiederkommen.


Warum ich das hier so langatmig ausführe liegt daran, dass sich nun mein erster wichtiger Tipp anschließt. Denn nach weiteren zwei Tagen wurde mein Fuß dann im Krankenhaus zum ersten Mal geröntgt. Große Überraschung !!! Die erste Diagnose war falsch. Ich hatte keine Weber C Fraktur, sondern eine Weber B Fraktur.

Das ist unglaublich aber wahr und deswegen würde ich jedem dringend dazu raten, bei der Diagnose - Bruch des Sprunggelenks - auf jeden Fall eine zweite Meinung einzuholen. Der Unterschied zwischen einer Weber C und einer Weber B Fraktur ist die Stelle, wo das Gelenk gebrochen ist. Eine Weber C Fraktur muss immer operiert werden, eine Weber B Fraktur kann, muss aber nicht zwingend operiert werden. Die Voraussetzung dieser Entscheidung orientiert sich daran, ob der Bruch verschoben ist oder ob es ein glatter Bruch ist. Bei mir sah das recht ordentlich aus, nur ein Hauch verschoben. Der Arzt ließ mir beide Optionen offen, und erklärte, was eine OP im Gegensatz zur konventionellen Heilung bedeutet.

Dann stellte der Arzt mit Entsetzen fest, dass der Orthopäde vergessen hatte mir Spritzen zur Blutverdünnung mit zu geben. Das ist ganz wichtig, denn durch das Ruhigstellen im VACOPED, benötigt man dringend ein Thrombosemittel. Es ist fahrlässig das nicht zu verschreiben beziehungsweise nicht anzuwenden. Warum der Orthopäde dies vergessen hatte, ist mir ein Rätsel. Aber wie bereits erwähnt, er hatte ja auch die falsche Diagnose gestellt. Also achtet darauf einen Thromboseschutz zu bekommen. Bei mir waren es Spritzen, die ich mir selbst injizieren konnte. Eine praktische detaillierte Anleitung dazu gab mir die Apothekerin. Bei Einnahme von starken Schmerzmitteln ist es wohl auch üblich, dass man ein Magenschutzmittel begleitend einnehmen soll. Auch das habe ich von meinem Orthopäden nicht verschrieben bekommen. Das ist wichtig weil die Schmerztabletten ohne diesen flankierenden Schutz den Magen angreifen. Auch hier kann ich nur von Glück reden, dass ich im Krankenhaus zu diesem sehr kompetenten Arzt kam. Rückblickend bin ich froh und dankbar, dass ich nicht von dem ersten Orthopäden operiert wurde! Man stelle sich das vor - bei einer falschen Diagnose. Wirklich ein Irrsinn! Also bitte checkt, ob ihr alle Medikamente zusammen habt und holt Euch vor einer OP eine Zweitmeinung ein.

Unabhängig von meiner Entscheidung ob ich mich operieren ließe oder nicht, hieß es eh noch eine Woche abzuwarten, damit sich die Schwellung bessert. Der nächste Termin zum Röntgen folgte dann eine Woche nach dem Unfall. Zu diesem Zeitpunkt musste ich mich dann final entscheiden, denn spätestens elf Tage nach dem Unfall muss operiert werden. Das Zeitfenster schließt sich nach 10 Tagen.

Da mein Bruch kaum verschoben war, hätte eine Operation bedeutet, dass der Zustand des Gelenks, durch eine OP deutlich verbessert hätte werden müssen. Die Fixierung wird mit Schrauben, Platten und Drähten umgesetzt. Das Sprunggelenk ist sehr fragil. Eine OP bedeutet immer auch, eine Infektionsgefahr. Drumherum um das schmale Gelenk ist nicht viel Puffer und Fleisch. Kurzum ich habe mich am Tag sieben erneut röntgen lassen und dann ein letztes Mal am zehnten Tag. Durch die konsequente Ruhigstellung hatte der Bruch sich in dieser Zeit glücklicherweise nur unwesentlich verändert. Also hatte ich zu diesem Zeitpunkt dann schon den Tag zehn der Ruhigstellung hinter mir angesichts einer prognostizierten Gesamtdauer von insgesamt 9 Wochen. Hätte ich mich operieren lassen, hätte ich den Fuß danach genau so wenig belasten dürfen, wie ohne diese Operation. Allerdings wären die bereits überstandenen zehn Tage dann noch on top obendrauf gekommen. Damit hätte sich also der ganze Heilungsprozess noch um weitere Wochen verlängert.

Ich habe mich eindeutig gegen eine OP entschieden und für die konventionelle Behandlung. Es gab offensichtlich keine Vorteile bei meinem Bruch durch eine Operation. Diese Entscheidung muss man immer gemeinsam mit dem Arzt besprechen und individuell je nach Bruch und Situation treffen. Es gibt jedoch seriöse Studien, die eindeutig belegen, dass ihm Zweifel eine konventionelle Behandlung vorzuziehen ist, da sie in allen Punkten bessere Heilungserfolge aufzeigt.

In den Folgewochen musste ich den Fuß komplett entlassen d.h. liegen und oder sitzen und immer den Fuß hochlegen. Das ist eine ungeheure Strapaze. Nach sieben Wochen kam dann ein lang herbeigesehnter weiterer Termin zum Röntgen. Der Fuß sah gut aus, es war in der langen Ruhephase nichts weiter verschoben. Langsam war die Bruchstelle wieder verklebt und verdichtet. Bei einem solchen Weber B Bruch wird zunächst nur der Bruch versorgt. Fakt ist jedoch, das alles drum herum auch kaputt gegangen ist: die Bänder, die Gewebeteile, die Knöchelkapseln und so weiter und so fort.

Das macht das Ganze dann auch so langwierig und so unangenehm, nach schmerzhaften sieben Wochen der Ruhigstellung durfte ich in der achten Woche den Fuß in der Orthese mit 30 % und dann in der letzten Woche, der Woche neun im VACOPED mit 100 % belasten.

Nach diesen ersten endlosen zehn Wochen begann dann die Physiotherapie und dann fing alles erst richtig an.

Wenn ihr weitere Details dazu Lesen möchtet, dann schaut unter den folgenden Links:

Sprunggelenksbruch - Weber B Fraktur - Hilfsmittel
Sprunggelenksfraktur - VACOPED statt Gips
Physiotherapie nach Sprunggelenkbruch
Dauer Sprunggelenksfraktur - Weber B im Überblick

Dies ist ein Erlebnisbericht meiner Sprunggelenksfraktur. Es ist kein medizinischer Bericht, sondern lediglich eine Zusammenfassung der eigenen Erfahrungen

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