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Gentechnik

Biohacking - Genmanipulation im Hobbyraum

Die Idee klingt zunächst innovativ und zukunftsweisend: Man verwendet bestimmte Gene aus dem Glühwürmchen, verändert sie und baut sie in das Erbgut einer Pflanze ein. Auf diese Weise werden die Pflanzen zu kleinen Leuchten, ganz ohne Energiezufuhr von außen. Dieser Einfall stammt nicht etwa von professionellen Wissenschaftlern, die Idee wurde vielmehr von einer Gruppe Hobby-Gentechnik-Freaks entwickelt, die seit kurzem auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter werben. Mit dem gesammelten Geld soll die Idee, die noch in den Kinderschuhen steckt und weit davon entfernt ist, salonfähig zu sein, weiterentwickelt werden. Mehr als 200.000 Dollar haben die Initiatoren für ihre Zukunftsvision, Straßenleuchten durch leuchtende Pflanzen zu ersetzen, schon eingeworben.

In den Universitäten hat sich in den letzten Jahren eine Szene von Gentechnik-Hobbyforschern entwickelt, die auf eine spielerische Weise mit den Möglichkeiten der Genmanipulation umgeht. Die Biohacker, wie sie sich selbst bezeichnen, experimentieren dabei mit einer ähnlichen Kreativität wie Computerhacker mit Programmiersprachen. Die in den 1980er Jahren von Gentechnikern entwickelten Verfahren sind mittlerweile derart einfach zu handhaben, dass theoretisch jeder im Keller, in der Garage oder in der Küche die Techniken zum Verändern von Erbgut nachahmen kann. Erforderliche Geräte werden entweder bei eBay günstig ersteigert oder aber selbst gebaut, molekularbiologische Komponenten sind für wenige Hundert Dollar bei spezialisierten Dienstleistern erhältlich.

Die Szene besteht vorwiegend aus enthusiastischen Studenten, die sich Jahr für Jahr durch den iGEM-Wettbewerb (international Genetically Engineered Machine) animieren lassen. An diesem Wettbewerb nehmen Studenten aus aller Welt teil, die oftmals nur geringe Kenntnisse in der Genforschung besitzen. Dennoch lassen sie sich von der euphorischen Stimmung anstecken und entwickeln beispielsweise Bioprinter, mit deren Hilfe eines Tages blätterähnliche Strukturen gedruckt werden sollen, welche Energie aus Sonnenlicht produzieren sollen. Während gentechnische Experimente in Europa nur in zugelassenen Labors stattfinden dürfen, ist es in den USA erlaubt, Lebewesen auch in privaten Räumlichkeiten genetisch zu verändern. Dennoch wird die Szene von den Behörden genau beobachtet und das FBI veranstaltet Workshops mit den Biohackern.